Das Um und Auf einer guten Erziehung liegt in der Vorbildwirkung, auch wenn es schwer fällt. Umso größer ist dann die Freude um jede Form der Anerkennung. So wie gestern, als mich mein Sohn zum Mittagessen besuchte.

„Weißt du, was wirklich lustig ist?“ fragte er und lächelte mich an. „Was denn mein Schatz?“

„Obwohl Facebook mittlerweile etwas für alte Knackis ist, hast du eine große Fangemeinde, sogar bei meinen Freunden! Die lesen allesamt deine Artikel und lieben deine Lebensweise. Für ein paar von ihnen bist du ein echtes Vorbild geworden, sie wollen genauso leben wie…“

Weiter hörte ich nicht zu.

„Meine Güte ist das nicht schön, wenn du Menschen zum Lachen bringst“, klopfte ich mir gedanklich auf die Schulter, „wenn du als Frau und Mutter sensiblen Einfluss nehmen kannst auf eine lebensbejahende und gesunde Gedankenwelt junger Menschen? Und das nicht nur bei den eigenen Kindern!“

Ein befriedigendes, sattes Gefühl überkam mich. Und weil ein stolzes Vorbild ja nicht zeigen kann, dass es stolz ist, setzte ich mein bescheidenstes Lächeln auf.

Er redete weiter„…sie wollen genauso leben wie du! Witzig, nicht?“

„Wirklich?“, fragte ich nach, solche Komplimente hört man gerne zweifach, während meine Brust vor Stolz anschwoll.

„Ja!“ wiederholte er und sog dabei genüsslich an seiner Zigarette, „Sie wollen bis 53 rauchen und trinken und dann erst gesund leben, so wie du!“

Mir fiel vor Schreck die Gabel aus der Hand. So schnell verliert ein Vorbild seinen Glanz!

Vom Thron der Eitelkeit gestürzt, verließ ich wortlos die Küche und widmete mich demütig den Wäschebergen.

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