Vom Zauber trockener Fußballwiesen

„Ach, war das schön, als wir inmitten eines verdorrten Trockenrasens lebten!“, seufze ich wehmütig und blicke aus dem Fenster in ein Blumenmeer. Vor Jahren diente mein Garten als Austragungsort wichtiger Fußballspiele. Kinder und Jugendliche, die Unter- und Oberliga der angrenzenden Dörfer, trafen sich allabendlich in meinem Garten, um sich sportlich zu messen. Dabei wurde dem runden Leder, Fußballgott genannt, alles untergeordnet. Meine Rhododendron Sträucher, die Forsythien Stauden und meine farbenfrohen Hibiskuspflanzen standen nach ein paar Tagen intensiven Trainings einsam wie Strohmännchen im Garten, weil auch Gänseblümchen, Märzenbecher und Veilchen im staubigen Sand verschwunden waren. Mich störte es nicht weiter, solange auf der Tribüne, meiner Terrasse genügend Prosecco und Bier in Umlauf waren.

Nur einmal, kurz vor dem Muttertag, beobachtete ich meine Kinder, als sie Blümchen für Blümchen vorsätzlich zertraten.
„Seid ihr von Sinnen?“, bäumte sich der letzte Funken an Botanik in mir auf.

Der Antwort meines Sohnes konnte ich nichts entgegenhalten, weil sie so herrlich kindlich und so unglaublich logisch war: „Schau Mama, deine Blumen werden von uns beim Fußballspielen sowieso zertreten. Damit du nicht jeden Tag traurig bist, machen wir gleich jetzt alle hin, dann brauchst du dich nur einmal ärgern.“

Heute genieße ich die Pracht, freue mich aber jetzt schon insgeheim auf meine Enkelkinder, die mir beim Spielen den Garten wieder zu einer Wüste verzaubern.

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